Diversität in der alten Bundesrepublik Deutschland

Diversität in der alten Bundesrepublik Deutschland

(1949 – 1990)

# Recht und Freiheit (Till)

Als die BRD 1949 erwacht

entfaltet das Grundgesetz entscheidende Macht

jeder Mensch hat Rechte und Freiheiten

kann vielfältig sein Leben gestalten

 

Der Wirtschaft fehlen anfangs Arbeitskräfte

Gastarbeiter erledigen zahlreiche Geschäfte

werden nicht als Teil der Gesellschaft angesehen

sondern bleiben ausgegrenzt am Rande stehen

 

Liebe zwischen Männern ist nicht erlaubt

dadurch wird ihnen ihre Freiheit geraubt

die 68 er Bewegung fordert Veränderung

das bringt Fortschritt und neuen Schwung

 

Mann und Frau haben gleiches Recht

Geld verdient nur das männliche Geschlecht

die 68 er finden das ungerecht

und rücken das gesellschaftlich zurecht

 

Schließlich darf jeder sein Leben frei gestalten

ganz egal, was andere davon halten

ein Leben ohne Differenz

find ich langweilig, unfair und viel zu begrenzt

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Vielfalt in der Gesellschaft

Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (BRD) trat am 23. Mai 1949 in Kraft, dem Gründungstag der BRD. Es legt fest, dass Deutschland ein demokratischer und sozialer Staat ist, in dem die Bürger*innen wichtige Freiheitsrechte haben. Laut Gesetz ist also eine diverse Gesellschaft in allen Bereichen möglich. Kurz nach der Gründung der BRD gab es ein starkes Wirtschaftswachstum bei gleichzeitigem Arbeitskräftemangel. Die Bundesrepublik warb ab 1955 Arbeitskräfte im Ausland an. Zahlreiche Gastarbeiter*innen kamen ins Land. Diese sollten nicht dauerhaft bleiben und wurden nicht integriert.

In den 1960er Jahren entstanden weltweit Protestbewegungen. In Deutschland protestierten vor allem Studierende gegen die konservativen Strukturen, die wenig Vielfalt zuließen und dagegen, dass der Nationalsozialismus bisher nicht richtig aufgearbeitet wurde. Die sogenannte 68er-Bewegung hat entscheidend dazu beigetragen, dass viele Bereiche der Gesellschaft freier, liberaler und vielfältiger wurden.

 

Familienbild & Geschlechterrollen

Seit der Gründung der Bundesrepublik war die Gleichberechtigung von Mann und Frau im Grundgesetz verankert. Trotzdem galt noch, was im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) von 1896 stand: der Mann war das Oberhaupt der Familie, das in allen ehelichen Angelegenheiten in letzter Instanz entschied. Beispielsweise durften Frauen kein eigenes Konto besitzen, waren aber verpflichtet, den Haushalt zu führen. Das Gleichberechtigungsgesetz vom 1. Juli 1958 bekräftigte, dass Frauen und Männer gleichberechtigt waren. Trotzdem trafen wichtige Entscheidungen weiterhin die Männer. Im Zuge der 68er-Proteste veränderte sich das Rollenbild der Frau. In Folge dessen wurden Frauen in den 70er und 80er Jahren selbstbewusster und unabhängiger.

 

Sexualität

Nicht alle Paragrafen des Grundgesetzes vom 23. Mai 1949 waren neu. So wurde der Paragraf 175 aus dem Reichsgesetzbuch von 1872 übernommen. Dieser verbietet männliche Homosexualität: „Widernatürliche Unzucht, welche zwischen Personen männlichen Geschlechts oder von Menschen mit Tieren begangen wird, ist mit Gefängnis zu bestrafen; auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden.“ Homosexualität war in der alten BRD also offiziell verboten. So kam es in den Jahren 1950 bis 1965 zu Haftstrafen für 45.000 Männer aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. In Folge der 68er-Bewegung kam es zu einem gesellschaftlichen Umdenken und immer mehr Homosexuelle traten für ihre Rechte öffentlich in Erscheinung. In anderen Ländern fiel in dieser Zeit die strafrechtliche Verfolgung weg. 1969 wurde der umstrittene Paragraf 175 geändert, grundsätzlich blieb Homosexualität aber bis 1994 strafbar. In der Gesellschaft gab es weiterhin viele Vorurteile und Diskriminierung.

 

Kunst und Kultur

Vor allem die 60er Jahre waren in der Literatur und anderen Bereichen der Kunst und Kultur politisch geprägt. Vermehrt wurden die Sichtweisen von Frauen in der sogenannten „Frauenliteratur“ thematisiert. Durch internationale Einflüsse wurde Musik immer vielfältiger. In Rundfunk und Fernsehen gab es immer mehr Sender, die diverse Inhalte spielten. Auch Straßenmusik war ein Ausdrucksmittel der Individualität.